Gelenkbeschwerden? Operation als allerletzte Behandlungsoption

Welche Maßnahmen stattdessen helfen können

Interview mit Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer, Orthopäde und Arthrose-Experte, München, Dezember 2015

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Zu Teil 1 des Interviews

Allgemeine Hintergrundinformationen

Patienten, die Mikronährstoffe oral eingenommen hatten, mussten deutlich weniger operative Eingriffe durchführen lassen...?

Ja, da sehe ich einen sicheren Zusammenhang. Hyaluronsäure oral in Kombination mit Glucosamin und Chondroitin (wie in Gelenknahrung Pro Hyaluron) zeigt einen protektiven, den Gelenkknorpel schützenden Effekt und eine symptomatische Wirkung bei arthrotischen Gelenkbeschwerden. Möglicherweise resultiert daraus die niedrige Zahl operativer Eingriffe am Gelenk, wie sie von den Patienten in der Untersuchung angegeben wird, die diese Präparate eingenommen haben (11%) gegenüber der gesamten Gruppe (26%).

Die Mikronährstoffe wirken auf vorhandenen Knorpel. Sie animieren den Knorpel, Belastungen länger und besser auszuhalten, als wenn man die Knorpelbauschicht nicht zuführen würde. Die Mikronährstoffe sind auch als Dauertherapie geeignet. Im Gegenteil: Es ist schade, wenn man diese Möglichkeit nicht nutzt. Denn das sind alles natürliche Stoffe, die wir sowieso im Körper haben. Unerwünschte Wirkungen sind bei diesen Knorpelbausteinen zu vernachlässigen, sodass die Gabe derartiger Therapeutika einen deutlichen Vorteil für die Therapie in der Praxis darstellt.

Voraussetzung für diese orale Therapie: Diese Substanzen wirken am Knorpel, am noch vorhandenen Knorpel, d.h. es muss noch Knorpel da sein. Knorpel wächst nicht nach!

Wie lässt sich die Ernährung des Knorpels verbessern?

Erst durch regelmäßige Bewegung kann der gefäßfreie Knorpel seine Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit aufnehmen. Ähnlich wie ein Schwamm, der zusammengedrückt wird und sich wieder ausdehnt, funktioniert auch der Knorpelstoffwechsel. Bei jedem Schritt wird der Knorpel leicht zusammengedrückt. Durch diesen Pumpmechanismus werden frische Nährstoffe in den Knorpel gepresst. Lässt die Druckbelastung nach, fließt die Flüssigkeit in den Gelenkspalt zurück und nimmt auf diesem Wege auch Abbauprodukte aus dem Knorpel mit.

Kann man durch gezielte Kombination von Knorpelbausteinen einen operativen Eingriff vermeiden? Wie wirken Substanzen wie Hyaluronsäure, Glucosamin und Chondroitin?

Die Kombination von Chondroitinsulfat und Glucosamin zeigt in Studien nur dann signifikant deutlichere Verbesserungen gegenüber Placebo oder NSAR, wenn sie mit Hyaluronsäure kombiniert wurden. Es zeigten sich ähnlich signifikante Verbesserungen in Bezug auf Schmerz und Funktion. Untersuchungen der Gelenkflüssigkeit und des Serums zeigen ebenso eine signifikante Abnahme von Entzündungsstoffen.

Hyaluronsäure – eine von Natur aus im Gelenk vorkommende Substanz – wirkt dort ähnlich wie ein Schmiermittel. Sie hat einen positiven Effekt auf den Zellstoffwechsel. Heute wird Hyaluronsäure synthetisch hergestellt. Biochemiker kennen diese Substanz etwa seit 100 Jahren. In der Tiermedizin wird die Substanz übrigens schon viel länger eingesetzt als in der Humanmedizin. Vergessen darf man eines nicht: Die Hyaluronsäure ob als Injektion in das Gelenk oder oral aufgenommen, kann, wie alle anderen Mittel, nicht heilen.

Wie gelangen diese Nährstoffe bei oraler Einnahme in das Gelenk?

Der Knorpel besitzt keine direkte Anbindung an den Blutkreislauf. Er muss alle lebenswichtigen Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit aufnehmen. Und Bewegung fördert die Aufnahme von Nährstoffen, wie oben beschrieben. Skeptikern, die die Resorption von oralen Knorpelbausteinen im Gelenk bezweifeln, kann man stichhaltige Untersuchungen vorlegen: Werden Knorpelaufbaumittel radioaktiv markiert, kann man diese bei einer Punktion nach zwölf Stunden in der Gelenkflüssigkeit nachweisen.

Was empfehlen Sie zur Stärkung der Gelenke und des Gelenkknorpels?

Knorpelbausteine wie die Gelenknahrung haben ihre Berechtigung. Sie sind bei Knorpelverdünnung oder einem Knorpeldefekt sinnvoll. Bei einigen Patienten kombiniert man Hyaluron-Injektionen in das Gelenk mit der oralen Einnahme, denn die Injektionen sollten nicht zu oft erfolgen. Sportler, Jogger bzw. alle, die die ihre Gelenke beanspruchen, können davon profitieren. Das Leben braucht zum Leben die Bewegung.

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Allgemeine Hintergrundinformationen

Das Interview führte Maria Lohmann, München

Portrait Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer
Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer

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